Den Radmarathon in Radstadt hatten wir mit Übernachtung geplant, liegt ja nicht gleich direkt um’s Eck – außerdem spart man sich so jede Menge Stress am Morgen und kommt normalerweise halbwegs ausgeruht am Start an. Der Bauernhof Gschwendthof liegt kurz vor Radstadt und eigentlich ideal für uns, so kommt man schon leicht aufgewärmt zum Rennen.
Am Vortag haben wir wie üblich die Anmeldung abgewickelt und uns dann um unsere Räder gekümmert, ein letzter Check schadet nie. Anschließend ging’s dann noch nach Radstadt auf ein gemütliches Weissbier und das obligatorische Nudelessen – wobei ich nach der Pizza am Nachmittag nur noch Platz für einen Apfelstrudel hatte. Sibille durfte meinen Nudelgutschein haben und bei Mario scheint immer Platz für Essen zu sein. 🙂
Der Sonntag Morgen startete dann mit wunderschönem aber etwas kaltem Wetter, nach einem leckeren Frühstück ging es dann auch schon zum Start – dass bei der Nummer „2“ der Startblock zwei endet und nicht beginnt, habe ich bei meinem letzten Marathon gelernt und daher standen wir dieses Mal im korrekten Startblock. Mario’s Prognose dass es einem spätestens in der ersten Steigung warm wird sollte sich bewahrheiten, ohne Ärmlinge wäre mir am Start allerdings zu kalt geworden.
Nach gefühlten Ewigkeiten ging’s dann endlich los und das Fahrerfeld setzte sich langsam in Bewegung, ein kurzes Stück durch Radstadt und schon ging es in die erste Steigung – 270 Höhenmeter standen am Programm. Mario konnte ich schon nicht mehr sehen, ich hielt allerdings auch keine Ausschau sondern konzentrierte mich auf die Strecke und die Radler um mich herum.
Die erste Steigung dürfte so ca. 12 bis 13% gehabt haben, meiner Rennkurbel geschuldet wollte ich schon recht früh in den leichtesten Gang schalten da passierte es – mit einem Klack stand ich quasi still – nichts ging mehr! Ich konnte gerade noch Ausklicken und die Fahrer hinter mit ausweichen, schnell an den Rand und Fehlersuchen. Der Fehler war schnell gefunden, das Schaltseil hatte sich gelöst und statt dem leichtesten Gang hat meine Dura Ace den schwersten eingelegt – dafür sind meine Oberschenkel definitiv nicht gebaut. Eine gefühlte Ewigkeit musste ich warten bis sich ein Retter fand, der mir sein Multitool zur Verfügung stellte – schnell am Seil gezogen und die Schraube wieder fixiert, kleinen Gang wieder rein und rauf auf’s Rad.
Während meiner kurzen Pause so kurz nach dem Start zog an mir so gut wie das gesamte Teilnehmerfeld vorbei. Leider war die bis dahin gute Abstimmung der Schaltung dahin und ich musste die erste Steigung im zweiten Gang nehmen, erst oben angekommen konnte ich die Schaltung ein wenig justieren und meinen ersten Gang wieder fahrbar machen. Das sollte auch für den zweiten Berg mit 450 Höhenmetern die zumeist 16% Steigung hatten dringend nötig sein.
Der zweite Berg hatte es richtig in sich und das Feld zog sich in die Länge, ich konnte mich nach und nach weiter vor arbeiten – von Mario war aber nichts mehr zu sehen, egal wie gemütlich er den Marathon fahren sollte ich würde ihn sicher erst im Ziel treffen.
Auf knapp über 1200 Metern angekommen bot der zweite Berg eine wunderschöne Abfahrt nach Schladming, unten angekommen begann auch schon der dritte Anstieg nach Ramsau am Dachstein – landschaftlich generell ein wunderschöner Marathon! Nach den ersten beiden Bergen war der Dritte eigentlich nur noch Routine, nicht zu schnell im eigenen Tempo rauf, überholen und überholen lassen…
In Ramsau dann die erste Verpflegungsstation – Flaschen aufgefüllt und beherzt zum Balisto gegriffen ging’s schnell wieder auf’s Rad, den Schokoriegel könnte ich ja auch unterwegs verzehren. Davon rate ich allerdings dringend ab, besser man investiert die eine Minute mehr an der Verpflegung – Radfahren und Essen wenn’s noch ein wenig bergauf geht, das klappt einfach nicht vernünftig da bleibt die Sauerstoffzufuhr irgendwie auf der Strecke.
Die Strecke ging jetzt erstmal tendenziell abwärts mit kleinen Steigungen zwischendurch bis Eben, auf dem Weg dorthin konnte ich mit einer kleinen Gruppe auf eine größere aufschliessen. Kurz nach Eben kam dann die Trennung von langer und kurzer Strecke. Dann waren wir nur noch zu fünft.
Die nächsten Kilometer bis Bischofshofen ging es dann mit teilweise über 50 Km/h und etwas mehr oder weniger Führungsarbeit der vier Mitstreiter gut voran. Kurz vor Bischofshofen hätten wir beinahe auf eine vor uns fahrende Gruppe aufschließen können, drei Fahrer musste aber leider abreissen lassen und so entschlossen wir uns die nächsten Kilometer bis St. Johann gemütlich angehen zu lassen um die Kräfte für den langen Anstieg der noch kommen sollte zu sparen.
Bei St. Johann waren wir dann wieder zu fünft und konnten die größere Gruppe vor uns doch noch einholen, der kurze Anstieg zur letzten Labestation hatte sie doch ein wenig gebremst. Noch einmal ging’s ans Auffüllen und Futterfassen und dann gleich wieder weiter.
Die ersten Kilometer verbrachte ich dann in einer kleinen Gruppe mit einem Innsbrucker Pärchen, das Tempo war mir dann aber eine spur zu langsam und so fuhr ich alleine weiter. Kurz vor dem Scheitelpunkt konnte ich in Wagrain dann eine weitere Gruppe einholen. Mit dieser Gruppe ging es dann bis in’s Ziel, wobei drei Mädels einen großen Teil der Führungsarbeit übernommen haben! Später habe ich dann in der Ergebnisliste gesehen dass eine von den dreien in ihrere Klasse 1. wurde, das erklärt dann wieder einiges. 😉
Wenige hundert Meter vor der Abzweigung zum Zielsprint wäre es dann beinahe noch zu einem Unfall gekommen, eine der drei Teilnehmerinnen wollte ihre hintere Flasche aus der halterung nehmen und kam dabei mit dem Vorderrad ans Hinterrad der Vorausfahrenden. Sie konnte sich aber glücklicherweise noch fangen – direkt hinter uns wäre ein Bus gefahren, ich denke der hätte es nicht mehr geschafft stehen zu bleiben, von uns anderen Radfahreren im Windschatten mal ganz abgesehen.
Mario hat am Ende des zweiten Berges einen Unfall beobachtet, bei dem ein Bergauf fahrender Radler mit geducktem Kopf an allen vorbei gesogen ist und den entgegenkommenden PKW einfach übersehen hat – dem PKW Fahrer dürfte es ähnlich ergangen sein, der wird wohl die anderen Radfahrer beobachtet haben. Fazit ein defektes Rad und ein verletzter – die hinter der Gruppe fahrende Rettung hat sich sofort um ihn gekümmert und als ich an der Unfallstelle vorbei gekommen bin wurde er gerade abtransportiert.
Leider ging es für eine 42-jährige Fahrerin aus Essen nicht so glimpflich aus, auf der langen Strecke gab es bei einer Abfahrt einen Sturz mit tödlichen Folgen. Aufgrund dessen wurden dann auch die Siegerehrung und sämtliche Festivitäten abgesagt, wir haben uns dann auch gleich mal auf den Heimweg gemacht. Den Angehörigen gilt unser tiefes Mitgefühl.
Das Rennen wurde nicht abgebrochen – entgegend erster Gerüchte – wäre auch ziemlich schwer gewesen weil die Teilnehmer über die ganze Strecke verteilt waren und man nur nachkommende erreicht hätte.
Strecke: 116 km, 1850 Hm.
GPS-Daten: 2012-05-20-radmarathon-radstadt.gpx