Hans lässt uns in seinem Rennbericht ein wenig hinter die Kulissen eines 24 Stunden Rennens blicken:
Mein „kleiner“ Bericht vom unseren ersten 24h Rennen!!!
Da es bei mir „leider“ voriges Jahr die Prognose Knorpelschaden hieß, stellte ich von Triathlon (Ironman usw.) auf Radfahren um. Das begann letztes Jahr ganz vielversprechend mit dem 12h Rennen in Kaindorf, wo ich von 90 Teilnehmern den für mich gewaltigen 16. Rang belegte. Kurze Zeit war es mich/uns fix, nächstes Jahr Grieskirchen und Kaindorf die beiden 24h Events zu finishen, da Sie ja zu einer Cupwertung zählen.
Das nur zur Vorgeschichte. 🙂
Wir, meine Freundin und Betreuerin Judith und ich, fuhren am Freitag gemütlich um ca. 10 Uhr Richtung Grieskirchen. Nach Ankunft im Ort gingen wir erst mal einen Cafe trinken, um danach die Pension Lugmayr aufzusuchen wo wir ein voll ausreichendes Zimmer vorfanden. Das Service dieser Familie ließ sich kaum übertreffen, Sie boten sogar einen „Abschleppservice“ während des Rennen an, der die Nacht auch gegolten hätte, Wahnsinn.
Nicht nur deshalb ein Goldgriff für dieses 24h Vorhaben.
Am Nachmittag machten wir eine Erkundungstour mit unseren Rennern um mir die wichtigen Punkte gleich einzuprägen. Er wurde von uns beiden als schöner, abwechslungreicher Kurs empfunden und auch landschaftlich einiges hergab, aber was hieß das schon nach einer Runde 😉
Am Abend die Startunterlagen geholt und das berühmte Carboloading davor musste natürlich auch sein.
Nudeln MMMMMMHHH ! ! !
Nicht zu spät ins Bett und am Wettkampfmorgen ein gutes Frühstück, noch alles sortiert, durchgegangen (zum xxxxmal) und dann ab zum Start, der in Wellen, 6h und 24h Teams, dann die 6h Solofahrer und zuguter letzt die 24h Solo um 12.00.
Endlich ging es los, ich fuhr mit der Meute los, wo ich mal vorsichtshalber nicht zu weit vorne, aber auch nicht ganz hinten aufhielt. Leider ließ ich mich zu sehr animieren, von dem schnellen Anfangstempo der ersten Runde, die ich für meine Verhältnisse zu schnell anging. Es war ja schließlich noch lange bis zum „Ziel“ an das in dem Moment sicher keiner dachte. Also Level runterschrauben, das mir dann ab der zweiten Runde super gelang und mir bis zur 12. Runde eine Konstanz einbrachte die sich sehen lassen kann, 2 min und 5 sec variierte die Zeiten nur bei diesen 11Runden.
Aber da war es dann auch schon Zeit sich für die Nacht vorzubereiten. Das hieß in meinem Fall, Kontaktlinsen raus, Optische Brille rauf, Licht montiert, nebenbei noch ein paar Worte mit Judith gewechselt, (die Ihren Teil soooo gewaltig über diese lange Zeit erledigte, Wahnsinn), noch ein Stück Kuchen und ein Bussi und ab gings in die Nacht. Es war von Anfang an angenehm zu fahren, da die Sonne jetzt nicht mehr runterbrannte. Die trockenen Verhältnisse waren natürlich optimal um in der Nacht auch zügig fahren zu können. Man musste halt noch mehr auf gewisse Stellen aufpassen, besonders die Gullydeckel waren nicht ohne, aber die kannte man ja schon fast auswendig von den Runden davor, fast 😉
Leider gab es dann leichte Probleme mit der Lichtversorgung. Der Batterieverbrauch war doch höher als ich gedacht hatte und ich musste 2x öfter wechseln als ich dachte, obwohl vorher ausprobiert bei Nachtfahrten. Bin dann immer die Anstiege mit Stufe 1, statt mit 2 gefahren, das lief dann bestens. Sonst erschien mir die Nacht ehrlich gesagt recht lang, aber wenigstens war es da nicht so warm, ist ja auch ein Vorteil, wenn man frisch bleiben möchte 😉
Ab 4 Uhr ging es dann sowieso super, da man schon den immer heller werdenden Horizont sah und den Sonnenaufgang schon erahnen konnte. Da ich kurz nach 5 Uhr bei meiner „Labestation“ ankam, war es ein guter Zeitpunkt für den letzten grossen, geplanten Stop mit Brillenwechsel und „Linsenmontage“. Da jetzt schon 17h hinter mir lagen, ging es nicht mehr soo flüssig, jedoch war alles noch im Lot. Nach einer super und einer guten Runde, wo ich mich voll vom Sonnenaufgang inspirieren ließ, die mir sichtlich wieder neue Kraft gab und auch noch Späßchen mit den anderen Fahrern gemacht wurden, machte es wie aus dem Nichts BUMMM und nichts ging mehr.
Wahnsinn, ich konnte es nicht glauben, es lief doch wie geschmiert. Aber jammern hilft nix.
Mal zur Labestation und meinen Schatzi, die mir Cola und Salzbrezeln reichte, vielleicht hätte ich früher damit anfangen sollen, hmmmm.
Die Füße dabei ein wenig hochgelagert und ein paar Minuten später gings wieder in den Sattel, der war immer noch warm 🙂
Ich fuhr zwar insgesamt noch 3 Runden und nutzte damit die Zeit halbwegs aus, sie waren jedoch gut garniert mit einem unbarmherzigen Gegenwind, der uns ab Bad Schallerbach ständig ins Gesicht bließ, von Druck auf die Pedale kann man in dieser Phase bei weiten nicht mehr sprechen, es glich eher einer Kurbelbeleidigung.
Nach der 29. Runde die ich 8 Minuten vor Ablauf der 24h erreichte, hatte ich für mich genug und ließ mich nicht auf das „Angebot“ des Kommentators ein, der lautstark meinte „und jetzt kommt Hans Frisch und macht seine letzte Runde“.
Zur besseren Verständlichkeit, man kann bis zu einer Zieldurchfahrtzeit von 11:59:59 noch eine zusätzliche Runde fahren, die auch in die Wertung kommt.
Kurz nach der Zieleinfahrt erwartete mich schon Judith, und wir fielen uns in die Arme und waren unglaublich stolz auf uns, wir haben es tatsächlich geschafft.
24 Stunden!
Ich war insgesamt 623,5 Km gefahren, Österreich von West nach Ost hat 575 Km, also darf ich mich als „Grenzgänger“ bezeichnen 😉
Nach einer wohlverdienten und dringend notwendigen Dusche und anschließenden kurzen Powernap traten wir den Weg zur Siegerehrung an. Dabei hatte auch ich die Ehre rauf gehen zu dürfen, um mir die 600Km+ Medaille umhängen zu lassen. Das ich dabei überhaupt nicht stolz war, kann sich eh jeder vorstellen 😉
Zu guter letzt möcht ich mich nochmal bei Judith, meinen Schatzi und Betreuerin mit tiefsten Respekt bedanken. Was du für mich getan hast in diesen 24h und geleistet hast, ist Wahnsinn und mit keinen Geld der Welt abzuwiegen.
D A N K E ! ! !
Für die Statistiker, wie gesagt 623,5 km, 5050 cal, 14 Ensure plus (Flüssignahrung) a´ 300 cal, 5 Bananen, 6 Stück selbstgemachtes Bananenbrot, 16 Gels, 8 Flaschen Iso, 4 Flaschen Wasser, 2 0,5l Flaschen Cola und 5 grosse Salzbrezeln…
…und kein Platten oder sonstige Pannen mit dem Rad, danke liebes Venge, danke Peter und Elli