Sölden, 6.00 Uhr, 11° gefühlt nur 5 – die Frisur hält!
Andreas Senn und Mario Renner haben sich heuer das Abenteuer Ötztaler angetan, hier nun ein kleiner Einblick aus der Sicht von Mario:
Sölden 6 Uhr früh, das Thermometer zeigt 11 Grad die sich aber wie 5 Anfühlen, ich stehe in der Mitte des Starterfeldes und warte. Die Stimmung am Start schwankt zwischen Euphorisch und Beerdigung, man merkt den Teilnehmern bereits an dass es keiner auf die leichte Schulter nimmt.
Start, das Feld kommt langsam in Bewegung – wie immer die ersten Unfälle und Platten. Bei Kilometer 20 hat es auch mich erwischt – toll, fängt ja gut an! Mit etwas Routine wechsle ich den Schlauch am Hinterrad und fahre 3 Minuten später wieder weiter, allerdings nur 3 Kilometer. Der zweite Platten, keinen zweiten Ersatzschlauch dabei, warten auf den Pannendienst – das ganze Feld fährt vorbei.
Der Schlusswagen hält kurz und klärt mich auf dass ich durchaus noch weiterfahren kann, nur die nächste Zeitmessung muss ich vor ihm passieren, der Pannendienst sollte gleich mal auftauchen. 30 bis 40 Minuten muss ich warten bis mein Hinterrad repariert wird, ich denke an’s Aufgeben und habe Birgit bereits informiert dass sie mich abholen kann, da überreden mich die beiden Mechaniker doch noch zum Weiterfahren.
Auf Höhe Ötz schlage ich die nette Einladung auf einen Kaffee aus „Du bist ja eh schon letzter, da hast doch locker Zeit…“ – aber nein, gerade darum sollte ich zusehen dass ich weiter komme 🙂
Die Steigung ins Kühtai fahre ich recht flott und konzentriert, so konzentriert dass ich die 18% Steigung die es im oberen Teil haben sollte irgendwie verpasse und mich bei der 1000 Meter Marke wundere dass ich schon oben bin. An der Labe kurz was trinken und gleich weiter, durch die kurze Pause überhole ich drei- bis vierhundert Fahrer auf einmal.
Die Abfahrt nach Innsbruck beschert mir einen Top-Speed von 91 Km/h, verfolgt vom restlichen Feld mache ich mich an den Anstieg zum Brenner. Meine Oberschenkel fühlen sich gut an und so geht es zügig voran.
Am Brenner angekommen kurze Pause und gleich weiter nach Sterzing, dort geht es gleich wieder mit dem Jaufen Pass zur Sache – ich fahre gemütlich und versuche Körner zu sparen. Oben angekommen gibt es erst mal eine Suppe und RedBull und anschließend eine vorsichtige Abfahrt weil die Straße feucht-naß ist.
In St. Leonhard erwischt uns ein Südtiroler Gewitter und am Anstieg zum Timmelsjoch bekomme ich Knieschmerzen. Die Massagestation in Schönau nutze ich um mein Knie versorgen zu lassen, ich teste eine noch nicht zugelassene Creme vom Masseur die helfen soll. Sie hilft, mein Knie ist betäubt!
Am Timmelsjoch angekommen gibts erste Schneeflocken, starken Wind – vorm Tunnel noch schnell in die Regenjacke, im Tunnel schieben viele ihre Räder. Am Ende des Tunnels kommt mir eine Wind-Wand entgegen, nichts geht mehr – die Polizei hat die Straße aus Sicherheitsgründen gesperrt. Zwangspause hinter geparkten Fahrzeugen, eine halbe Stunde später wir die Straße wieder frei gegeben und wir fahren bei leichtem Schneetreiben im Schneckentempo Richtung Sölden weiter (saukalt und rutschig natürlich).
Nach 12 Stunden und 44 Sekunden kommt ein halbgefrorener Mario im Ziel an, nach den Pannen und Zwangspausen leicht angefressen aber doch glücklich die Runde gut überstanden zu haben! Im nächsten Jahr dann hoffentlich ohne Reifenpannen…
Bilder sind wie immer in der Galerie zu finden und die genauen Zeiten, Ränge und Streckendaten unter Ergebnisse.